Oft behauptet, viel diskutiert: Männer küssen anders, lieben anders, streiten anders als das schöne Geschlecht! Und wie sieht’s aus beim Thema Heirat? Haben Männer etwa andere Gründe als die tiefe, innige Liebe zur Partnerin für immer zu besiegeln? Hier eine kleine Bestandsaufnahme!
Ehe: Ideale Lebensform?
Gern wird die Ehe als Auslaufmodell bezeichnet. Doch laut der Studie “Männer in Bewegung” fand lediglich ein Viertel der Befragten, die Ehe sei eine “überholte Einrichtung”. Von den Frauen sagten dies immerhin 14 Prozent. Für jeden zweiten Mann und jede zweite Frau ist die Ehe mit Kindern stattdessen die ideale Lebensform. Dann ist ja alles gut, oder? Tatsächlich ist gesellschaftliche Anerkennung und wirtschaftliche Sicherheit nicht mehr vom Trauschein abhängig. Auch der Kinder wegen muss niemand mehr heiraten. Der gesellschaftliche und ökonomische Druck ist raus. Warum wir trotzdem heiraten? “Die Motive reichen von praktischen, nützlichen Beweggründen bis hin zur romantischen Liebe”, erklärt Diplom-Psychologin Lisa Fischbach. “Durch die Verbindlichkeit bekommt die Beziehung eine weitere Ernsthaftigkeit und Bedeutung.”
Ehe: Besser als ihr Ruf
Wer hätte das gedacht: Die Institution Ehe ist besser als ihr Ruf! Vier von fünf Deutschen heiraten mindestens einmal im Leben. Trotz hoher Scheidungsraten, besteht jedes sechste Brautpaar aus zwei Wiederholungstätern. Auch die Scheidungskinder sind statistisch gesehen in der Minderzahl: Drei von vier Kindern wachsen in klassischen Familien mit beiden leiblichen Eltern auf.
Ein Fest für die Liebe
“Ganz oder gar nicht” war auch die Devise von Sven (34) und Annika (31) “Wir wollten beide ein rauschendes Fest, sonst hätten wir es ja gleich sein lassen können”, sagt der Ingenieur. Während Annika sich auch mit einem Buffet zufrieden gegeben hätte, bestand der Feinschmecker auf einen exklusiven Landgasthof mit ausgezeichneter Gastronomie – alles nur vom Feinsten. “Man heiratet schließlich nur einmal”, sagt Sven. “Da sollte einfach alles stimmen.”
Auch Männer mögen Prunk
Welch’ merkwürdigen Worte aus dem Mund eines Mannes, sind es doch meist die Frauen, die ein Faible für romantische Inszenierungen haben. Svens bester Freund Stefan (36) konnte auf den “Pomp und Prinzessinnenkram gut verzichten.” Er wählte eine spektakuläre Erlebnishochzeit und gab seiner Liebsten das Ja-Wort unter Wasser auf den Seychellen. Dass viele Paare aus vernünftigen, sachorientierten Gründen heiraten, also zur Steuerersparnis, der Altersversorgung oder des Erbrechts wegen, ist für Sven und Stefan zweitrangig, aber ein “netter Nebeneffekt”. “Wir wollten das Ding einfach fest machen”, sagt Stefan schlicht und meint damit die Besiegelung der dauerhaften Liebe.
Der gebrannte Mann
Doch es geht auch anders – weniger romantisch: Mark (46) wurde gerade zum zweiten Mal geschieden. Ob er seine jetzige Lebensgefährtin heiraten wird, muss er sich noch stark überlegen. Obwohl die beiden einen gemeinsamen Sohn haben. “Ich bin ein gebranntes Kind, was das Heiraten angeht. Vor zehn Jahren hätte ich ohne zu Zögern ja gesagt, aber jetzt …?” Hinzu kommt: Der Staat koppelt immer weniger Leistungen an den Trauschein. Wirtschaftliche Gründe verlieren für eine Heirat an Bedeutung. “Man kann natürlich darüber streiten, ob das ein Vor- oder Nachteil ist”, sagt Paar-Beraterin Lisa Fischbach. “Aber das ist sicherlich mit ein Grund, warum die Zahl der Eheschließungen in Deutschland sinkt.”
Emotionale Fesseln
Gerade auf jüngere Männer wirkt der Gang zum Standesamt mit seinen vielen rechtlichen Folgen eher abschreckend. Noch bis vor Kurzem musste der Mann nach der Scheidung für lange Zeit Unterhalt an die Ex zahlen. Das hat sich zwar geändert, doch die Sorge um die finanzielle Verantwortung wirkt sich noch immer hinderlich beim männlichen Geschlecht aus. Auch Oliver (38) liegt der Gedanke an eine Heirat schwer im Magen. “Bei meiner Freundin tickt die biologische Uhr immer lauter”, sagt er. “Aber ich fühle mich einfach noch nicht so weit. Ich würde mir gern noch etwas Zeit lassen.” Klar, Männer können auch in hohem Alter noch Vater werden. Sie haben laut Lisa Fischbach oft Probleme damit, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und sich der Verantwortung in finanzieller und persönlicher Hinsicht zu stellen. “Vielleicht ist es auch einfach das Gefühl von Freiheit, das sich Menschen der heutigen Zeit länger zu erhalten wünschen, da Abhängigkeiten und Fremdbestimmung auch im Berufsleben schon verbreitet genug sind.”
Eine Chance für die Liebe
Viele Paare lassen sich dennoch nicht beirren, sondern geben der Liebe eine Chance und besiegeln diese voller Stolz mit dem Ja-Wort. “Die Tatsache, sich vor aller Welt als legitimes Paar präsentieren zu können, gibt vielen Verliebten ein Gefühl der Geborgenheit, Stärke und Sicherheit”, so Fischbach. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien, dass Verheiratete zufriedener sind, seltener an Depressionen leiden und besseren Sex haben. Schlagende Argumente – wie wir finden!
von: Annette Riestenpatt